Naturmedizin muss gar nicht kompliziert sein! Es gibt wunderbar einfach und sicher herzustellende Mittelchen für die Hausapotheke, die wirklich jeder nachmachen kann. Eins davon ist das sogenannte Rotöl, ein Ölauszug der Johanniskrautblüten, das in keinem Apothekerschränkchen fehlen sollte.
Vor allem in einem Haushalt mit Kindern oder bei handwerklich oder gärtnerisch aktiven Menschen empfehle ich, immer ein kleines Gläschen Rotöl zu Hause zu haben. Denn das Johanniskrautöl kommt überall dort zum Einsatz, wo Schürfwunden, Schnitte und kleine Verletzungen an der Tagesordnung sind.
Anwendungsbereiche
Das Johanniskraut hilft dabei, (auch frische) Wunden und vor allem die Wundränder sanft und gleichmäßig heilen zu lassen, so dass eine flache, gleichmäßige Narbe entstehen kann. Bei kleineren Verletzungen verbleibt im Idealfall nicht mal mehr eine Narbe.
Bei Verbrennungen kann das Öl aufgetragen werden und lindert Schmerzen und verhindert die Narbenbildung.
Auch bei bereits existierenden, unschönen oder wulstigen Narben kann sich ein Versuch mit Johanniskrautöl durchaus lohnen.
Wundheilung ist wohl die bekannteste Anwendungsempfehlung für Rotöl. Dieser Effekt lässt sich aber auch innerlich nutzen. Bei Erkrankungen, die mit einer chronischen Reizung der Magen- und Darmschleimhaut einhergehen, wie z.B. Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn, kann das Rotöl auch oral eingenommen für eine Linderung der entzündeten Schleimhaut sorgen.
Rotöl ansetzen
Johanniskrautöl anzusetzen ist gar nicht schwer. Zum Juniende stehen die Johanniskrautsträuche in voller Blüte und müssen nur noch gepflückt werden. Wie du erkennst, dass du das richtige, das Echte Johanniskraut gefunden hast? Hypericum perforatum ist ganz sicher und zweifelsfrei zu erkennen, wenn du dunkelrot-lila gefärbte Finger hast nach dem Blütensammeln. Denn beim Quetschen der Blüten wird der Farbstoff Hypericin freigesetzt. Dieser sorgt dann im Öl auch für die intensive Rotfärbung.
Mit den frisch gesammelten Blüten füllst du nun ein Glas etwa zur Hälfte und füllst dieses mit einem hochwertigen Öl auf, so dass alle Blüten gut bedeckt sind. Das leicht verschlossene Glas stellst du 4 – 6 Wochen an einen sonnigen Ort. Wichtig ist es, dass du das Glas täglich schwenkst, um Lufteinschlüsse zu entfernen und so Schimmelbildung vorzubeugen. Das Öl wird sich nun nach und nach rot färben. Wenn das Öl fertig durchgezogen ist, es ist dann wunderschön rot, kannst du es abseien und in eine dunkle Flasche umfüllen.
Das Öl ist nun einsatzbereit und kann etweder direkt aufgetragen oder eingenommen werden oder in Salben verarbeitet werden.
Neue Erkenntnisse
Das tolle an der modernen Wissenschaft ist, dass wir altbewährte Rezepturen durch die neuesten Erkenntnisse sogar noch verbessern können. Es wurde nämlich beobachtet, dass sich der anti-inflammatorische, antibakteriell und antidepressiv wirksame Bestandteil des Johanniskrauts, das Hyperforin, besonders im Juli bildet und dass diese Substanz empfindlich auf Sonnenstrahlung reagiert. Das Rotöl muss also nicht in der Sonne ausgezogen werden. Vermutlich beruht diese Tradition auf einem eher spitituellen Gedanken, das Öl über eine komplette Mondphase mit Sonnenenergie voll aufzutanken. Förderlich für die Inhaltsstoffe ist es aber wohl scheinbar nicht. Vielleicht kann man ja eine Kombination aus beidem machen, einen Teil des Auszugs stellt man in die Sonne, den anderen erntet man etwas später im Sommer und stellt ihn eher schattig. Somit hätte man Wissenschaft und Spiritualität gut vereint.
Haftungsausschluss: Jede Anwendung sollte im Vorfeld mit einem Arzt/einer Ärztin abgeklärt werden. Die Anwendung von Heilpflanzen ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Die Autorin übernimmt keine Verantwortung für mögliche Folgen einer Anwendung.